Heute gibt es den ersten von Zwei Gastpost. Zuerst ist Claudia M. Kraml dran und demnächst kommt dann noch Luisas Version meiner Geschichte.
Wer nochmal den Anfang lesen möchte:
Wer nochmal den Anfang lesen möchte:
"Ich fürchte mich nicht vor der Dunkelheit"
„Ich fürchte mich nicht vor der Dunkelheit.“ sagte ich leise zu mir selbst. Doch ich log. In Wahrheit hatte ich schreckliche Angst davor. Jeder Schatten konnte mir im dunklen eine Heidenangst einjagen. Das war nicht immer so gewesen. Es gab eine Zeit, da habe ich die Dunkelheit geliebt. Doch jetzt schaffte ich es nicht mehr ihr etwas gutes abzugewinnen. Sie war böse. Sie verschlang mich. Stück für Stück. Ich traute mich kaum noch zu blinzeln. Ich hatte schreckliche Angst nie wieder das Tageslicht zu Gesicht bekommen. Doch am meisten Angst hatte ich schlafen zu gehen in der Angst niemals wieder aufzuwachen. „Es ist schon spät Nadi.“ sagte meine Mutter und sah mich streng an. Ich nickte steif. Sie hatte ja recht. Früher oder später musste ich mich schlafen legen. Also zog ich mich um und putze mir die Zähne. Dann kuschelte ich mich in mein Bett. Meine Mutter kam in mein Zimmer, wie jeden Abend. Sie gab mir einen Gute Nacht Kuss und sah zu mir hinab. „Du brauchst dich nicht zu fürchten. Der Arzt hat gesagt, dass du gute Chancen hast Nadine.“ sagte sie. Doch sie spürte nicht was ich spürte. Ich war mir sicher, dass ich niemals wieder aufwachen würde. Dennoch nickte ich. „Ja, Mama.“ sagte ich brav und knipste das Licht aus.
Die Aufgabe bestand darin, dieser Geschichte ein ordentliches Ende zu verpassen. Einmal musste noch der Satz "Ich fürchte mich nicht vor der Dunkelheit", darin erscheinen.
Diese Geschichte ist von:
und wer mal bei ihr vorbeischauen möchte, tut dies am besten hier:
Dies ist ein ganz toller Blog, denn ich sehr gerne lese. Hier findet man viele, schöne und vor allem Unterschiedliche Rezensionen und auch von Claudia selbst geschriebene Texte und Geschichten. Außerdem gibt es dort auch einen Link zu ihrem eigenen, veröffentlichten Buch und vieles mehr was sich zu lesen lohnt. Ich finde es immer wieder schön, dort mal vorbeizuschauen und wem folgender Text genauso gut gefällt wie mir, wird nicht umhin kommen dort einmal vorbeizuschauen. :)
Und hier ist ihre Geschichte:
Es
machte ja doch keinen Sinn, mit ihr über meine Situation zu
sprechen. Ich hatte es versucht, aber sie konnte wohl gar nicht
anders, als meine Sorgen und Ängste mit einem Lächeln beiseite zu
wischen. "Es wird schon wieder", war ihr häufigster Satz,
mit dem sie mich zur Weißglut bringen konnte - wusste ich doch, dass
sich hinter diesem scheinbar unendlichen Optimismus ganz andere
Gefühle versteckten.
Die
nackte Angst, so wie ich sie gerade ausstand.
Nein,
Mama, es bringt nichts, die Augen vor der Wirklichkeit zu
verschließen. Ich weiß genau, dass es jede Minute zu Ende sein
kann. Wem willst du mit diesen beruhigenden Worten eigentlich helfen,
mir oder dir?
Trotzig
hielt ich die Augen offen, obwohl es keinen Unterschied mehr machte.
Ich würde mich gegen den Schlaf wehren, bis ich meine Niederlage
nicht mehr bewusst erlebte. Am helllichten Tag war alles völlig
anders, da standen mir meine Freunde und die ganze Familie bei und
gaben mir so das Gefühl, mit mir zu kämpfen. Sie machten mich
stark, sodass ich ebenfalls wurde. Ganz von selbst. Doch jedes Mal,
wenn sich nachts die Tür hinter mir schloss und meine Mutter mich im
Finstern zurückließ, verkehrte sich alles ins Gegenteil. Wiederholt
hatte sie mir angeboten, wenigstens die Schreibtischlampe brennen zu
lassen, doch das hätte nichts geändert.
Die
Dunkelheit war in mir. Sie wurde nur noch deutlicher, wenn sich meine
Umgebung ihr anpasste.
Zwei
Monate verbrachte ich nun schon in diesem Krankenhauszimmer, einige
Ärzte waren inzwischen zu meinen engsten Bekannten aufgestiegen.
Auch so einige Schwestern hatte ich bereits kennengelernt, wirklich
nette ebenso wie solche, die ihr aufgesetztes Lächeln nur dann sehen
ließen, wenn Erwachsene in der Nähe waren. Für diese war ich,
Nadine, 16 Jahre alt, nur ein tragischer Fall, den sie nicht zu sehr
zu Herzen nehmen durften.
Denn
niemand wusste, was genau mit mir los war. Selbst die erfahrensten
Fachleute machten ein ratloses Gesicht, wenn sie über mich
beratschlagten und nach Medikamenten suchten, mit denen sie es noch
nicht ausprobiert hatten. Obwohl alle diese Tatsache vor mir zu
verbergen versuchten und bemüht waren, sich mir gegenüber nichts
anmerken zu lassen, hatte ich sie längst durchschaut. Schließlich
konnte ich immer noch lesen, und die Worte auf dem Befund, den ein
Arzt einmal auf dem Nachtisch vergessen hatte, waren eindeutig
gewesen.
Sie
hatten keine Ahnung, was es war, aber es ließ mein Herz immer wieder
aussetzen.
Alle
anderen hatten sich von dem Unfall inzwischen wieder völlig erholt,
meine Eltern, Sina und Antje. In ihr Leben war wieder der Alltag
eingekehrt, sie gingen in die Arbeit, in die Schule und studierten.
Niemandem war damals etwas Ernsthaftes passiert - ebenso wenig wie
mir. Und doch litt ich an Folgen, die mit den paar Kratzern, die ich
bei dem Zusammenstoß abbekommen hatte, nicht erklärt werden
konnten.
Wie
jede Nacht brach es schleichend über mich herein, bis ich mich
plötzlich nicht mehr dagegen wehren konnte.
Ich
zitterte, ein Schauer lief mir über den Rücken, gleichzeitig pochte
mein Herz wie wild, und ich fühlte den Schweiß im Nacken. Gern
hätte ich meine Arme und Beine ausgestreckt, das Ende des Bettes und
den Nachttisch berührt, um mich zu vergewissern, dass das alles real
war. Dass ich wirklich hier lag. Diese Sicherheit drohte mir nämlich
zu entgleiten, und das in einer rasanten Geschwindigkeit, die meine
Sinne benebelte. So schnell, dass ich meine Gliedmaßen nicht mehr
bewegen konnte. Ich versuchte es, doch sie fühlten sich an, als ob
sie von Eis überzogen wären. Die beißende Kälte raubte mir den
Atem und ließ in mir Bilder entstehen, die ich nie zuvor für
möglich gehalten hätte. Erinnerungen an schwarze Gestalten, die im
Zwielicht kauerten und auf ahnungslose Passanten warteten, auf die
sie sich mit lautloser Eleganz stürzten. Dröhnendes Gelächter,
dessen Grausamkeit nur an meine Ohren drang. Ein fesselnder Griff,
der keinen Widerspruch duldete, mein Leben in der Hand eines
Fremden.
Er
kam auf mich zu.
Angstvoll
riss ich die Augen auf, um diese Ausgeburt meiner Fantasie
abzuschütteln, doch die Existenz der hageren Gestalt vor meinem Bett
war schwer zu leugnen. Ich versuchte erneut, mich zu bewegen, und
stieß dabei mit dem Fuß schmerzhaft gegen den Bettpfosten. Somit
erübrigte sich die Frage, ob es sich hierbei nur um einen meiner
schrecklichen Albträume handelte.
Ja,
es war dunkel, aber nicht so sehr, als dass ich den feinen
Unterschied nicht bemerkt hätte. Das völlige Schwarz in
Menschenform, das sich gegen das Grau des übrigen Zimmers
abzeichnete. Nun fühlte ich seine Gegenwart auch, sie ließ die
feinen Härchen auf meinem Arm in die Höhe stehen und äußerte sich
zudem in leisen, aber dennoch vernehmbaren Atemzügen.
Meine
eigenen hatte ich schon längst angehalten.
Die
Bedrohlichkeit, die von ihm ausging, wuchs mit jeden Schritt in meine
Richtung. Ich hatte keine Vorstellung davon, was er tun würde, wenn
er bei mir angekommen war. Und es konnte sich kaum noch um einen
Meter handeln, der ihn von mir trennten. Dennoch wollte ich mich
nicht abwenden, denn das hätte meine sofortige Niederlage bedeutet.
Wieder näherte er sich ein paar Zentimeter, ich nahm alle negativen
Erlebnisse der Vergangenheit zugleich wahr und bekam das Gefühl, an
dieser schweren Last zu ersticken. Ich sah Spott und Hohn in den
Gesichtern längst vergessener Mitschüler, den blanken Ärger eines
Freundes, den ich enttäuschen musste, Misstrauen und Geringschätzung
und immer, immer wieder die ausdrucklose Miene einer Person, deren
Träume man zerstört hatte.
Es
war an der Zeit, die Stille zu durchbrechen.
"Ich
fürchte mich nicht vor der Dunkelheit!"
Meine
Stimme, so dünn und zerbrechlich. Konnte er ihn überhaupt
wahrnehmen, diesen Klang, den ich selbst als unerträgliches Zeugnis
von Schwäche empfand? Sekundenlang lauschte ich ihm nach,
erschrocken über meine , doch dann brach es aus mir heraus. "ICH
FÜRCHTE MICH NICHT! ICH HABE KEINE ANGST!! Sieh mir doch in die
Augen, wenn du dich überhaupt traust, warum zögerst
du denn so lange?! Ich bin ich, und ich bin nicht perfekt, vielleicht
ist niemand weiter entfernt davon als ich. Aber jeder Mensch kann
sich ändern, wir sind nicht bloß eine Momentaufnahme, die für
immer Gültigkeit hat! "
Und
ich stand auf, mit einem Ruck, um die lähmende Angst ein für alle
Mal abzuschütteln, holte mein Handy unter dem Bett hervor und begann
zu tippen. Die Nummer kannte ich auswendig, selbst im Traum, wenn es
nun doch einer sein sollte. Natürlich sprang die Mailbox an, es war
schließlich Nacht, sie musste jeden Morgen früh aufstehen. Kein
Grund, gleich wieder aufzugeben. "Amanda, ich weiß, es ist
spät, und höchstwahrscheinlich wirst du dich nur über diese
Nachricht ärgern und niemals darauf antworten. Wenn aber doch, wäre
ich der glücklichste Mensch der Welt. Es ist so viel schief gelaufen
zwischen uns, und ich würde so gern sagen, dass es nicht meine
Absicht war. Aber das stimmt nicht, ich wollte dir weh tun, nachdem
du mit Luca zusammengekommen warst. Mit all den bösen Gerüchten,
die ich hinter deinem Rücken über dich verbreitete, und später den
Schulsachen, die du nicht mehr finden konntest. Mir waren deine
beruflichen Aussichten herzlich egal, ich wollte nur dem Hass
nachgeben, der mich aufwühlte, wann immer wir uns begegneten. Und
als du dann gerade so durch das Abitur kamst, weil dir deine
'Freundin' nur die Hälfte der Informationen gebracht hatte, als du
krank warst - ja, ich gebe es zu, da sah ich das Ganze sogar ein
bisschen als Niederlage an. Aber dass du dann nicht an die einzige
Kunstuni weit und breit gehen konntest, weil dein Notendurchschnitt
zu schlecht war... Das hatte ich nicht erwartet. Ich hatte keine
Ahnung von Hochschulen, Durchschnitten, finanziellen Sorgen und was
das alles für deine Zukunft bedeutet. Ach Amanda, ich rede wieder
mal viel zu viel. Es ist nur... ich möchte, dass du endlich weißt...
nach zwei Jahren..."
Der
Schatten hinter mir legte seine Hand um meine Kehle.
"...
es tut mir wirklich so unbeschreiblich leid. Ganz ehrlich. Das ist
alles, was ich dir sagen wollte."
Auflegen,
Handy ausschalten, Warten auf die Attacke des Unbekannten. Jetzt, wo
es in diesem Raum wirklich nur noch uns beide gab, würde es für ihn
ein Leichtes sein...
Doch
sie kam nicht. Als ich mich nach einer halben Ewigkeit umdrehte, war
im ganzen Raum nichts weiter zu erkennen als ein schmaler
Lichtstreifen über dem Vorhang.
Ich
sank auf den Boden, hundert Emotionen kämpften um die Vorherrschaft
in meinem Gesicht. Ihnen allen gemeinsam war eine Leichtigkeit, von
der ich nicht gewusst hatte, dass ich sie kannte. Unfassbare Ruhe
verschloss meine Augen, und als ich sie wieder öffnete, tanzten die
Sonnenstrahlen auf meiner Wange. Eine getrocknete Träne
verschleierte meinen Blick.
Und
ich spürte, dass ich wieder aufstehen würde.
Hinterlasst unbedingt Kommentare, wie euch diese Version der Geschichte gefallen hat. :)
Alles liebe,
eure Ellen
Hey :)
AntwortenLöschenVielen Dank fürs Veröffentlichen! Echt schön, wenn man an seinem Geburtstag bei Blogger vorbeischaut, die Leseliste runterscrollt und dort seinen eigenen Namen sieht :D
Alles Liebe,
Claudia
Gerne doch und ich wünsche dir alles gute nachträglich :D.
LöschenDann hat das ja gut gepasst mit der Veröffentlichung. :D :)