Die Kerze
Ich
stand allein in völliger Dunkelheit im Regen. Es nieselte nicht
sondern ein ganzer Schwall an Regenwasser, ergoss sich über mich. Es
lief mir den Hals hinab und tropfte von meinen Haaren. Ich schloss
die Augen und der Regen lief nun auch über meine Wangen. Vielleicht
waren es auch Tränen. Ich wusste es nicht. Alles was ich hörte war
der Regen, wie er auf die Straße trommelte. Ich sah nichts als das
Leuchten der Scheinwerfer, von einem vorbeibrausenden Auto, dass
durch meine Lider drang. Ich spürte nichts als die Nässe auf meiner
Haut, wie sie mich einhüllte in eine eisige Wolke. Ich fühlte
nichts als den dumpfen Schmerz in mir, der daher rührte, dass ich
hier ganz alleine war. Niemand der bei mir war. Ich war so einsam.
Ich sehnte mich nach einem Menschen, der plötzlich hinter mir stand
und sagte „Komm du wirst noch ganz nass. Lass und nach Hause
gehen.“ Ich sehnte mich nach einem Helden, der sich schweigend
neben mich stellte um mir den Schmerz zu nehmen, den mir die
Einsamkeit verschaffte. Ich sehnte mich nach einem Engel der meine
Hand nahm und mir versprach, dass die Welt auch seine schönen Seiten
habe, die er mir zeigen würde. Doch weder kam ein Mensch, ein Held
oder der Engel zu mir. Ich blieb allein im Regen. Und da hob ich den
Blick zum Himmel und öffnete die Augen. Ich Ignorierte den Regen
und starrte hinauf. Doch der Himmel war schwarz. Wolken bedeckten ihn
vollkommen und kein einziger Stern war am Himmel zu erkennen. Das war
der Moment in dem etwas in mir zerbrach. Ich sank auf die Knie, ohne
einen Laut von mir zu geben. Nur der Schmerz in mir drinnen.
Eingeschlossen.
Plötzlich vernahm ich Schritte neben mir. War mein
Retter doch gekommen? „Mädchen? Was machst du denn da?“ fragte
mich eine Feminine Stimme. Ich hob den Kopf und sah eine ältere Dame
stumm schweigend an. „Du solltest nicht hier draußen sitzen. Geh
lieber schnell nach Hause. Du holst dir noch den Tod.“ fügte sie
hinzu als ich nicht antwortete. Ich schwieg. „Willst du mit
reinkommen?“ fragte sie mich und deutete auf ein kleines Haus
gegenüber der Straße. Ich schüttelte stumm den Kopf. Da seufzte
die Frau und warf mir noch einen letzten Blick zu bevor sie über die
Straße eilte. „Es ist so Dunkel.“ flüsterte ich nur. Mehr
brachte ich nicht heraus. Die Tür fiel hinter der Frau zu und ich
war wieder allein. Ich hatte meine Chance auf Gesellschaft verpasst.
Ich starrte, dass Haus auf der Gegenüberliegenden Straße an.
Plötzlich stand die Frau von eben am Fenster und stellte eine Kerze
hinein. Ein winziges Licht in der Dunkelheit. Sie winkte kurz und
lächelte mir zu bevor sie verschwand. Hinter mir hörte ich die
rostige Tür des Friedhofstors quietschen. Ich lenkte den Kopf Richtung Friedhof und seufzte. Die Frau hatte recht gehabt. Hier
draußen würde ich mir nur den Tod holen. Langsam stand ich auf.
„Gute Nacht, kleine Schwester.“ sagte ich Richtung Friedhof, wie
jedes mal. Dann wandte ich mich wieder dem Fenster mit der brennenden
Kerze zu. Langsam, wie betäubt ging ich darauf zu. Zum einzigen
Licht in dieser Welt. Als ich am Fenster ankam warf ich rasch einen
Blick zur Tür. Sie stand offen. Ich lächelte.
Ellen
So schön und so traurig.
AntwortenLöschenVorallem, weil es gerade regnet während ich das lese.
Ich weiß nicht, irgendwie hat deine Geschichte gerade etwas in mir ausgelöst. Danke =)
Liebe Grüße
Luisa
Ich danke dir. :)
LöschenSchön, das sogar das Wetter zu dieser Geschichte mitspielt. :D