Sonntag, 23. März 2014

Kurzgeschichte ~ "Die Kerze"

Die Kerze

Ich stand allein in völliger Dunkelheit im Regen. Es nieselte nicht sondern ein ganzer Schwall an Regenwasser, ergoss sich über mich. Es lief mir den Hals hinab und tropfte von meinen Haaren. Ich schloss die Augen und der Regen lief nun auch über meine Wangen. Vielleicht waren es auch Tränen. Ich wusste es nicht. Alles was ich hörte war der Regen, wie er auf die Straße trommelte. Ich sah nichts als das Leuchten der Scheinwerfer, von einem vorbeibrausenden Auto, dass durch meine Lider drang. Ich spürte nichts als die Nässe auf meiner Haut, wie sie mich einhüllte in eine eisige Wolke. Ich fühlte nichts als den dumpfen Schmerz in mir, der daher rührte, dass ich hier ganz alleine war. Niemand der bei mir war. Ich war so einsam. Ich sehnte mich nach einem Menschen, der plötzlich hinter mir stand und sagte „Komm du wirst noch ganz nass. Lass und nach Hause gehen.“ Ich sehnte mich nach einem Helden, der sich schweigend neben mich stellte um mir den Schmerz zu nehmen, den mir die Einsamkeit verschaffte. Ich sehnte mich nach einem Engel der meine Hand nahm und mir versprach, dass die Welt auch seine schönen Seiten habe, die er mir zeigen würde. Doch weder kam ein Mensch, ein Held oder der Engel zu mir. Ich blieb allein im Regen. Und da hob ich den Blick zum Himmel und öffnete die Augen. Ich Ignorierte den Regen und starrte hinauf. Doch der Himmel war schwarz. Wolken bedeckten ihn vollkommen und kein einziger Stern war am Himmel zu erkennen. Das war der Moment in dem etwas in mir zerbrach. Ich sank auf die Knie, ohne einen Laut von mir zu geben. Nur der Schmerz in mir drinnen. Eingeschlossen.
Plötzlich vernahm ich Schritte neben mir. War mein Retter doch gekommen? „Mädchen? Was machst du denn da?“ fragte mich eine Feminine Stimme. Ich hob den Kopf und sah eine ältere Dame stumm schweigend an. „Du solltest nicht hier draußen sitzen. Geh lieber schnell nach Hause. Du holst dir noch den Tod.“ fügte sie hinzu als ich nicht antwortete. Ich schwieg. „Willst du mit reinkommen?“ fragte sie mich und deutete auf ein kleines Haus gegenüber der Straße. Ich schüttelte stumm den Kopf. Da seufzte die Frau und warf mir noch einen letzten Blick zu bevor sie über die Straße eilte. „Es ist so Dunkel.“ flüsterte ich nur. Mehr brachte ich nicht heraus. Die Tür fiel hinter der Frau zu und ich war wieder allein. Ich hatte meine Chance auf Gesellschaft verpasst. Ich starrte, dass Haus auf der Gegenüberliegenden Straße an. Plötzlich stand die Frau von eben am Fenster und stellte eine Kerze hinein. Ein winziges Licht in der Dunkelheit. Sie winkte kurz und lächelte mir zu bevor sie verschwand. Hinter mir hörte ich die rostige Tür des Friedhofstors quietschen. Ich lenkte den Kopf Richtung Friedhof und seufzte. Die Frau hatte recht gehabt. Hier draußen würde ich mir nur den Tod holen. Langsam stand ich auf. „Gute Nacht, kleine Schwester.“ sagte ich Richtung Friedhof, wie jedes mal. Dann wandte ich mich wieder dem Fenster mit der brennenden Kerze zu. Langsam, wie betäubt ging ich darauf zu. Zum einzigen Licht in dieser Welt. Als ich am Fenster ankam warf ich rasch einen Blick zur Tür. Sie stand offen. Ich lächelte.

Ellen

2 Kommentare:

  1. So schön und so traurig.
    Vorallem, weil es gerade regnet während ich das lese.
    Ich weiß nicht, irgendwie hat deine Geschichte gerade etwas in mir ausgelöst. Danke =)

    Liebe Grüße
    Luisa

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    1. Ich danke dir. :)
      Schön, das sogar das Wetter zu dieser Geschichte mitspielt. :D

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