Wenn
die Welt an Farbe verliert...
Wo
war ich hier? Ich konnte mich nicht erinnern wie ich hier hinein
gelangt, noch daran wo genau der Ausgang war. Ich hatte Probleme
alles genau zu erkennen und alle Geräusche drangen nur noch dumpf in
meine Ohren. All das, jagte mir eine Heidenangst ein. So leise wie
möglich schlich ich vorwärts, genau darauf bedacht meine Umgebung
im Auge zu behalten. Ich musste mich in einem viereckigen Raum
befinden, der voller Schrott und merkwürdigen Utensilien war. Ein
äußerst dreckiger Raum. Es stank nach einer Mischung aus Hundekot
und Benzin. Widerlich. Mir sträubten sich die Nackenhaare. Ob es
hier irgendwo Licht gab? Ich sah hinauf zur decke, doch die Lampe war
zersprungen und es hingen nur noch lose Kabel von der Decke. Das
einzige Licht, fiel durch einen schmalen Spalt am Boden, viel zu
klein, als das ich nach draußen hätte gelangen können.
Es gab zwei
Türen, die eine gigantisch groß und die andere wie eine normale Tür
in einem Gebäude. Beide waren verschlossen. Mein Herz pochte
schneller als es sollte und mit einigen hastigen Atemzügen, kam ich
zurück zur Vernunft. Ruhig bleiben, das war hier das wichtigste. Da
der Raum sonst völlig leer war, beschloss ich mich noch einmal genau
nach jedem kleinsten Winkel umzudrehen und auch den sinnlosesten
Fluchtversuch zu versuchen. Auch wenn es mit Gewalt sein musste. Ich
wollte hier nur raus.
Nach
einer Weile zeigte sich leider, dass es überhaupt keine Möglichkeit
gab hinaus zu gelangen. Wütend trommelte ich gegen die übergroße
Tür. Sie gab nicht einen Zentimeter nach. Ich stieß einen leisen
Klagelaut aus und setzte mich verzweifelt auf den Boden. Was sollte
ich nur tun?
Dann
kam die Zeit, wo die Welt ihre Farben verlor. Die Zeit des Leidens.
Des Austrocknens.
Zittrig
erhob ich mich. Meine Beine trugen mich kaum noch und immer wieder
knickte ich ein. Ich fühlte mich so schwach. So elend. Halb humpelnd
halb taumelnd bewegte ich mich langsam auf den kleinen Spalt in der
Wand zu. Röchelnd legte ich mich flach mit dem Bauch auf den Boden
nieder und sog gierig die Luft ein, die von draußen hineingelangte.
Doch auch das half weder gegen den Durst noch gegen den Hunger.
Obwohl der Hunger nur noch ein nagendes Loch in meinem Magen war.
Nichts gegen den quälenden Durst der mir allmählich den Verstand
raubte. Sämtliche Knochen taten mir weh und mein Hals fühlte sich
ausgedörrt und staubig an. Außerdem war ich dreckig. Da ich
Stundenlang auf dem staubigen Boden gelegen hatte war meine gesamte Erscheinung nur noch grau. Alles war grau. Meine Beine, meine Ohren,
Mein Rücken und sogar meine Nase. Mich würde es nicht einmal
wundern wenn sogar meine Augen langsam grau wurden. Ich hatte solchen
Durst.
Durst.
Wasser. Durst.
Ich
schaffte es keinen klaren Gedanken zu fassen. Schwebte nur noch aus
einer Wolke aus Verzweiflung und quälenden schmerzen. Ich lag noch
immer neben dem Spalt in der Wand und schaffte es nicht mehr mich zu
bewegen. Wenn nicht bald eine Hilfe kam würde es mit mir zu Ende
gehen. Wasser. Ich
brauchte Wasser. Nur Wasser. Süßes, kaltes Wasser. Nass. Kalt.
Wasser....Da
erfasste ein neuer unbekannter quälender Schmerz mich und riss mich
hinab in die Dunkelheit.
„Ich mach auf.“ rief Theo und sprang vom
Beifahrersitz. Schnell rannte er zum Garagentor und öffnete es. „Du
kannst reinfahren.“ rief er seinem Vater zu und zog bereits seinen
Schlüssel für die zweite Garagentür, die zum Haus hineinführte,
aus der Hosentasche. Er drehte sich um und gerade als er das
Garagentor wieder schließen wollte, entdeckte er eine
zusammengekauerte Gestalt in der Ecke. „Papa.“ rief er, ließ
seine Schlüssel fallen und raste zu der Gestalt hinüber. Vorsichtig
hob er die Rot-braune Katze, deren Fell kaum noch eine andere Farbe
als Grau hatte, auf den Arm. „Papa.“ rief er erneut, doch sein
Vater stand schon neben ihm. Vorsichtig nahm sein Vater ihm das
kleine Bündel aus den Händen. „Lebt sie noch? Papa! Können wir
ihr helfen?“ fragte Theo und tränen traten ihm in die Augen. „Ich
fürchte es ist zu spät. Sie muss verdurstet sein. Sie muss sich
unbemerkt hinein geschlichen haben.“ sein Vater schüttelte
bedauernd den Kopf. „Sie muss sich verletzt haben.“ bemerkte Theo
noch immer unter Tränen. „Wie kommst du darauf?“ fragte sein
Vater und hob den Blick. Da sah auch er es. Blut hatte sich an der
Stelle gesammelt, an der die Katze noch vor kurzem gelegen hatte. Da
runzelte Theo plötzlich die Stirn. „Sie war aber gar nicht
verletzt. Ich habe keine Verletzungen gesehen.“ sagte er verwirrt.
Vorsichtig beugte er sich über die Stelle mit dem Blut und bekam
große Augen. „Sieh mal Papa.,“ rief er aufgeregt und hob eine
winzig kleine Gestalt aus der Ecke hervor. „Sie hat ein Baby
bekommen.“ Er hob das Katzenbaby auf seinen Arm und da gab es
schwach ein krächzendes fiepen von sich. „Es lebt.“ rief Theo.
„War es nur eins?“ fragte sein Vater. Theo nickte und stand
vorsichtig auf. „Können wir es behalten? Und nähren? Er hat ja
jetzt keine Mutter mehr.“ Sein Vater schien zu überlegen. „Na
gut, aber nur wenn du das Katzenfutter schleppst.“ Theo strahlte.
„Ja, das mache ich. Ich glaube ich nenne ihn Jasper.“ Mit dem
Katzenbaby auf dem Arm lief er eilig ins Haus. Sein Vater starrte ihm
nach, die Mutterkatze noch immer auf dem Arm. Das würde eine menge
Arbeit werden, das wusste er. Eine Neugeborene Katze zu nähren ohne
die Mutter. Er trug das Muttertier ins Haus und legte sie vorsichtig
auf ein Handtuch. Der Junge musste sie ja nicht länger sehen als
nötig. Er ging zum Wasserhahn und wusch sich die Hände. Dann ging
er zurück zum Handtuch um die Katze zuzudecken. Ein paar
Wassertropfen fielen hinab und trafen die Katze sacht auf der Nase.
Da öffnete sie die Augen.