Teil
3
Ich war am Wald angelangt. Ich
hatte ja gar nicht gemerkt wie weit ich gelaufen war. Ich musste
durch die halbe Stadt gelaufen sein und mir war niemand begegnet.
Naja, bis auf den Typen in der Küche. Irgendwie gruselig. Unsicher
ob ich hinein gehen sollte oder nicht, stand ich vor dem kleinen
schmalen Waldweg. Dann nahm ich meinen
ganzen Mut zusammen und ging hinein. Wen sollte ich schon groß
treffen? Den großen bösen Wolf? Haha! Deine beste Freundin ist
verschwunden und du gehst am frühen Morgen in den Wald und reißt
noch Witze darüber das du dem großen bösen Wolf begegnet könntest.
Wirklich niveaulos Thalia. Doch ich war mir ziemlich sicher das es
daran lag das ich so müde war. Ich taumelte eigentlich nur noch
durch den Wald und doch wusste ich das wenn ich jetzt zurück ginge,
klingelte, eine Standpauke erhielt die sich gewaschen hatte und dann
ins Bett ginge, das ich niemals jetzt einfach so einschlafen konnte.
Da konnte ich so müde sein wie ich wollte. Es funktionierte
schlichtweg einfach nicht mit dem schlafen, wenn die beste Freundin
verschwunden war.
Ich begegnete tatsächlich niemanden. Genau, wie ich es mir gedacht oder besser, erhofft hatte.
Ich konnte schon die erste Morgenröte am Himmel erkennen. Ich hob
mein Handy hoch und schoss ein Foto. Es sah toll aus mit dem Bäumen
im Bild und dem Himmel im Hintergrund. Aber vielleicht redete mein
übermüdetes Hirn sich das auch einfach nur ein. Ich wollte mein
Handy gerade wieder wegpacken, als plötzlich ein leises knacken
hinter mir ertönte. Ich erstarrte mitten in der Bewegung und
lauschte.
Was machte die Brünette denn
hier draußen alleine im Wald? So nahe an der Hütte, das ich schon
geglaubt habe ich hätte doch recht gehabt und sie käme um Nina zu
retten. Das hatte ich geglaubt, bis sie ein Foto vom Himmel
geschossen hatte. Ich war so erleichtert gewesen das ich mich leider
verraten hatte. Diese blöden Zweige in diesem Wald waren so morsch
das sie bei der kleinsten Berührung brachen. Ich wagte es kaum zu
atmen als sie erstarrte und ich wusste genau, dass sie auf weitere verräterische Geräusche wartete. Erfolglos! Nach etwas fünf Minuten
war sie wohl zu der Überzeugung gelangt das sie sich verhört habe
oder es nur ein kleines Tier gewesen war. Ein Fuchs vielleicht. Ich
grinste. So ein dummes kleines ding. Jetzt bewegte sie sich weiter in
den Wald hinein. Das durfte doch nicht wahr sein. Wenn sie Nina fand
würde mir nichts anderes übrig bleiben als sie aus dem Weg zu
räumen und das würde bedeuten das ich schon wieder eine Leiche
hätte. Doch sie ging so zielstrebig in Richtung Hütte das mir wohl
keine andere Wahl bliebe.
Wieso hatte ich keine Angst? Ich
war allein im dunklen Wald und hinter mir vernahm ich ein lautes
knacken der Zweige und hatte dennoch keine Angst. Wieso war das so?
Sollte man sich in so einer Situation nicht fürchten? Vermutlich
verlor ich gerade den Verstand. Ich konnte die kleine alte Hütte
schon erkennen. Ich musste schon ziemlich tief in den Wald hinein
gegangen sein. Was tat ich hier überhaupt? Ich bahnte mir ein Weg
durchs Unterholz und keine zwei Minuten später stand ich vor der
Hütte. Ich strich sanft mit den Fingern über das Holz. Es war nass
und morsch. Ich ging um das Haus herum und als ich bei der Tür
angelangte stutzte ich. War die neu? Die alte Tür war doch schon
halb aus den Angeln gerissen worden und sah auch nicht so stabil und
fest aus. Merkwürdig. Auch hier strich ich sacht mit meinen Fingern
über das Holz. Es war fest und musste definitiv neu sein. Ein paar
Flächen waren unsauber gearbeitet. Musste wohl eine eigen
Anfertigung sein. Aber wieso sollte jemand eine Tür zu einer
verwesten alten Hütte erneuern? Das ergab überhaupt keinen Sinn.
Etwas kitzelte mich am Arm und als ich mit meinem Handy Display
dorthin leuchtete krabbelte eine 5 Zentimeter große, fette, schwarze
Spinne entlang. „Uhaaa.,“ rief ich erschrocken auf. „Hau ab!
Weg mit dir. Uhä.“ Hektisch wischte ich die Spinne vom Arm doch
schon krabbelte sie nun auf meiner Hand entlang. „Ih! Geh weg du
Mistvieh!“ schrie ich. Endlich landete die Spinne im Gras und
krabbelte schnell vor der irren Weg. Doch auch als die Spinne Weg war
hatte ich mich noch nicht beruhigt. Ich hüpfte auf der Stelle auf
und ab und gab abwechselnd ein „Uhä“ und „Bäh“ von mir. Ich
schrie erneut laut auf als ein lautes Klopfen direkt neben mir
ertönte mit lauten schreien dazu. „Hilfe. Ich bin hier drinnen.
Holt mich hier raus. HILFE!“ schrie die Stimme. Himmel, da war
jemand eingesperrt. Ich sah mich suchend um, fand jedoch nichts um
die Tür aufzuschlagen. „Warte, ich helfe ihnen.“ rief ich doch
die schreie hörten nicht auf. Jetzt hatte ich Angst. Wer hatte die
arme Frau da wohl drinnen eingesperrt? Ich trat so fest ich konnte
mit dem Fuß gegen die Tür, mit dem Ergebnis das mein Fuß nun
höllig schmerzte. „Ich helfe ihnen.“ schrie ich erneut. Die
schreie verstummten. Diesmal rammte ich meine Schulter gegen die Tür.
Erneut rief die Stimme etwas. „WAS?“ schrie ich. „Da ist ein
Riegel.“ antwortete die Stimme. Ich sah an der Tür hinab. Da war
tatsächlich einer. Oh Gott, wie konnte man nur so dämlich sein? Ich
schob den Riegel beiseite und zog fest an der Tür. Schon wieder ein
Fehler. Diese Tür war ja neu, was ich total vergessen hatte und ließ
sich kinderleicht öffnen. Ich flog, den Türgriff fest in der Hand,
gegen die alte Hütte und es fühlte sich an hätte mir jemand ein
paar Messer in den Rücken gerammt. Sofort sprang ein Mädchen ins
freie und sah sich panisch um. „NINA?“ rief ich überrascht. Sie
entdeckte mich und rannte auf mich zu und warf sich in meine Arme.
Sie schluchzte laut auf. „Ich hatte solche Angst.“ rief sie. Ich
schob sie von mir. Diese Umarmung tat verdammt weh. „Was ist denn
passiert? Wir haben dich überall gesucht.“ fragte ich und
unterdrückte ein stöhnen als ich mich gerade hinstellte. Ich
brauchte keinen bösen Mädchen Mörder. Ich konnte mich auch gut
ganz alleine umbringen.
„Ich habe deine Freundin auf dem Heimweg
getroffen und sie ist wirklich sehr gewillt mit mir gekommen.“
sagte eine unbekannte Stimme direkt neben uns. Nina stieß einen
spitzen Schrei aus und ich wirbelte – noch immer mit schmerzen –
herum. Vor uns stand der Klamotten Laden Typ. Ich wusste doch das er
gruselig ist, aber das er gleich meine beste Freundin einsperrte
hätte ich nicht gedacht. „Bist du krank?“ brachte ich gerade
noch hervor. Was fragte ich da bloß wieder für ein Mist? Es war ja
wohl offensichtlich, das der Typ nicht mehr alle hatte. Wer sperrte
denn schon Mädchen ein? „Er hat Sarah ermordet.“ brach es aus
Nina heraus. Was? Sarah? Ninas Schwester, diese Sarah? Er lächelte
traurig. „Ja, es war so tragisch. Sie war so bezaubernd und
vor allem war sie bildhübsch. Du siehst ihr wirklich ähnlich, Nina. Hat
man euch erzählt das Chiara auch blaue Augen hatte und die gleichen
hübschen goldenen Löckchen wie du?“ Okay, das wurde mir langsam
zu viel. Jetzt bekam ich es richtig mit der Angst zutun. „Gut so.
Hab nur Angst, kleine Brünette.“ er lächelte mild. Nina wimmerte.
Er sah von Nina wieder zu mir. „Wie kamst du bloß auf den Gedanken
im dunklen alleine in den Wald zu laufen? Wärst du nicht hier her
gekommen hätten wir wirklich keine Probleme miteinander bekommen.
Doch jetzt... bist du ein Problem.“ fuhr er fort. Ich machte einen
Schritt zur Seite. Weiter von dem Irren weg. Mehr wollte ich gar
nicht. Flink folgte er mir und ohne das ich es verhindern konnte
stand er nun direkt vor mir. Ich schrie auf und machte einen Schritt
rückwärts. Ich stieß wieder gegen die Hütte. „Lauf.“ schrie
ich Nina zu. Sie starrte mich nur total verängstigt an. „Verdammt,
nimm die Beine in die Hand und lauf.“ schrie ich. Endlich tat sich
etwas in ihrem Gesicht. „Ich hole Hilfe.“ sagte sie und rannte
los. Der Psychopath – wie ich ihn nun gedanklich nannte - ließ
augenblicklich von mir ab und ich lief ebenfalls los. Leider war ich
nicht so schnell wie Nina und er packte mich am Handgelenk. „Du
bleibst hier.“ fauchte er wütend. Mit meiner freien Hand wühlte
ich nach meinem Handy, während ich mein Knie ohne nachzudenken
hochzog. Der Psychopath stöhnte auf und lockerte den Griff um mein
Handgelenk. Ich riss mich los und raste tiefer in den Wald hinein.
Schnell zog ich mein Handy aus der Hosentasche und sah abwechselnd
auf den Display und geradeaus. Nach hinten traute ich mich gar nicht
zu gucken. Ich wollte nicht wissen wie nahe der Psychopath mir schon
war. Gerade als ich das Tastenfeld herauf rief, stolperte ich und
mein Handy fiel mir aus der Handy. Mit dem Display nach unten fiel es
ins Gras. Das war ja mal wieder typisch ich.
Dieses kleine Miststück würde
ich schon bekommen. Sie dafür bestrafen das die hübsche Nina
ihretwegen entkommen war. Ich hätte nicht so lange warten sollen bis
sie die Tür aufbekommen hatte. Fasziniert hatte ich ihr zugesehen
wie sie doch tatsächlich die Tür eintreten wollte. Dummes, kleines
Mädchen! Von weiten hörte ich schon die Sirenen. Es würde noch ein
paar Minuten dauern bis sie hier waren und dann war ich schon weg und
das Mädchen nicht mehr am Leben.
Mein Handy. Ich brauchte mein
Handy sonst...waren das etwas Sirenen? Sirenen der Polizei? Hatte
Nina wirklich Hilfe geholt? Ich hätte am liebsten vor Erleichterung geschrieen doch ich musste meine Kräfte einteilen. Noch waren sie
schließlich nicht hier. Wie viel Zeit musste vergangen sein? Ich sah mich um. Vielleicht konnte ich hier
irgendwo eine Waffe finden. Einen schweren Ast oder einen spitzen
Stein. Doch allein bei dem Gedanken die Waffe zu benutzen und dem
Psychopathen direkt gegenüber zu stehen ließ mich erschaudern.
Nein, ich musste hier einfach Weg. Ich schlug einen Haken und rannte
nun in die andere Richtung. Erst jetzt bemerkte ich wie nahe er mir
schon gekommen war. Du meine Güte, nur noch ein bisschen und er
hätte mich gehabt. Gerade als ich glaubte ihn abgehängt zu haben
fiel etwas schweres von hinten auf mich und riss mich von den Füßen.
Ich fiel längs hin und bekam eine menge dreck und Schlamm in
Augen,Mund und Nase. Widerlich! Die Sirenen kamen immer näher, waren
schon fast da. Doch es war vorbei. Er hatte mich und war gerade dabei
mir meine Arme zu brechen oder was auch immer er da tat. Alles was
ich wusste war, dass es höllisch weh tat. Also tat ich das einzige was ich
noch tun konnte. Ich schrie. Ich schrie aus Leibeskräften und so
laut das es im Wald widerhallte. „Halt den Mund.“ rief der
Psychopath und drückte mein Gesicht tiefer in den Schlamm. Er ließ
meine Arme los. Was für ein wohltuendes Gefühl. Dafür jedoch
hatte er sich dazu entschlossen es kurz und knapp zu machen denn
jetzt drückte er mit beiden Händen mein Gesicht in den Schlamm. Ich
bekam keine Luft mehr. Panisch trat und schlug ich um mich. Ich
tastete wild mit den Händen im Gras herum und da hatte ich ihn.
Einen spitzen Stein, so einen wie ich ihn die ganze Zeit gesucht
hatte. Ich nahm ihn in die Hand und schlug ihn mit aller Kraft gegen
meinen Feind. Ich hatte gut getroffen. Das spürte ich anhand mehrer
Dinge. Der Griff lockerte sich, ein Schmerzenslaut entfuhr dem
Psychopathen und eine warme Flüssigkeit rann mir die Finger hinab.
Vor Schreck so gut getroffen zu haben das er sogar blutete ließ ich
den Stein fallen und zappelte wieder hektisch umher. Doch es gab
keinen Druck mehr den er auf mich ausübte und ich konnte mich auf
den Rücken drehen. Der Psychopath war offenbar bewusstlos Ich schob
ihn angewidert von mir und richtete mich zitternd auf. Dann rannte
ich wieder los, in Richtung Hütte. Denn wenn Nina wirklich die
Polizei erreicht hatte würden sie wohl dort nach mir suchen. Ich
stolperte ständig fiel hin und hatte Mühe mit meinem zitternden
Körper wieder auf die Füße zu kommen. Als ich die Hütte erreichte
konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten und kurz darauf fiel
ich erneut hin und blieb diesmal liegen. Ich war so müde. So
erschöpft.
Mein Kopf schmerzte entsetzlich Dieses kleine Mädchen musste wirklich alle Kraft in
den Schlag gelegt haben. Ich hatte sie unterschätzt und das hatte
mich nun alles gekostet. Grob wurde ich von einem bulligen Polizisten
aus dem Wald geführt. Alle Mühen waren umsonst gewesen. Es war schwer genug gewesen Nina in diese Hütte zu bekommen und nun? Bevor ich in das Auto stieg warf ich den
beiden weinenden Mädchen noch einen Blick zu. Die mutige Brünette
und die sanfte,bezaubernde, wunderschöne Nina. Ihr Haar wehte im Wind. So
schön goldnes Haar.
Ellen
Meinungen sind erwünscht. ;)
Ellen
Meinungen sind erwünscht. ;)
Vielen Dank! :)
AntwortenLöschenAlso hier waren die Überschwemmungen jetzt nicht so schrecklich. Ich glaube es gab keine riesigen Schäden (habe höchstens von ein paar überschwemmten Kellern gehört)! ;)
Lg. Sophie ♥
Also wie gesagt, du hast Talent.
AntwortenLöschenIch würde mich über neue Kurzgeschichten freuen :-)
Da kommen bald sicher neue und Danke. :)
LöschenDie Geschichte ist echt gut geworden !
AntwortenLöschenAls ich einmal angefangen hab sie zu lesen konnt ich nicht mehr aufhören :) :*
Sehr schön gemacht!
Xo, e.
Dankeschön! :) :D
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